Lernmotivation - Mangel, Müdigkeit, Unlust, Antriebslosigkeit...
Vielleicht befindest du dich gerade in einem Lerntief? Du kannst dich nicht so richtig aufrappeln und mit dem Lernen beginnen... Du siehst nur einen riesigen Berg an Lernstoff vor dir und im Hinterkopf tickt eine Uhr, die dir immer wieder einzischelt: "Du musst fertig werden!" Je näher der Termin einer Abgabe, Test oder Prüfung rutscht, desto mehr verändert sich die Gedankenwelt. Der Druck nimmt zu, die inneren Dialoge werden zunehmend negativer und demotivierender. Dabei hast du möglicherweise noch nicht mal angefangen und schiebst den Berg immer weiter vor dir her. Das klingt äußerst schrecklich, habe ich aber auch schon erlebt!
Im Laufe der Schulzeit, doch besonders beim selbstständigen Lernen daheim, eignen wir uns verschiedene Lernstrategien, Techniken und Methoden an. Das sind unsere eigenen Strategien zur Bewältigung kleiner, mittlerer, großer und monströser Lerninhalte. Nicht jeder Lernstoff wird mit der gleichen Strategie erlernt und umgekehrt verhält es sich genauso. Doch je komplexer die Themen und anspruchsvoller die Lerninhalte werden, um so mehr kann es vorkommen, dass wir unsere bisherigen Strategien überdenken und anpassen müssen.
In diesem Artikel werde ich dir einige bewährte Strategien vorstellen. Dir wird auffallen, dass du die Eine oder Andere bereits anwendest aber vielleicht sind auch völlig Neue mit dabei. Doch bevor wir zu diesem Abschnitt kommen, sprechen wir über den wichtigsten Baustein im Fundament des bewussten, nachhaltigen und freudenreichen Lernens, dem Lernmotiv.
Warum will ich DAS lernen?
Mit der Motivation ist das so eine Sache, denn wenn sie mit dem Blick auf das Lernen vorher schon NICHT oder nur im geringen Maß vorhanden war, kann der gewünschte Lernerfolg in Eigenregie sabotiert werden. Denn auch die besten Strategien bewirken nur so viel, wie stark die Motivation auf dem Weg zum Lernziel ist. Bei der Motivation wird unterschieden, ob der zu lernende Stoff interessant ist, Spaß macht, also selbstbestimmt gelernt wird oder wegen zu erwartender positiver oder negative Konsequenzen (Tadel, gute Noten, positive Tests usw.). Von der anderen Seite aus kann es sein, dass die Motivation wegen der falsch angewandten Strategie, Methode oder Technik zu schwinden beginnt und in einem Lerntief endet.
Natürlich gibt es Themen in der Schule oder im Studium, die wahnsinnig fordernd sind und die Sinnhaftigkeit des Ganzen möchte sich uns in dieser Phase noch nicht offenbaren. Doch genau hier befindet sich bereits die erste große Hürde auf dem Weg zum Erreichen eines Lernziels, dem WARUM. Hier findest Du einige Antwortmöglichkeiten und Du darfst entscheiden, welche der Antworten den stärksten Antrieb verursachen könnte.
- weil ich muss,
- weil ich gute Noten bekommen will,
- weil ich nicht schlechter als die Anderen sein will,
- weil ich besser wie die Anderen sein will,
- weil ich keinen Tadel bekommen möchte,
- weil ich in die nächste Schulstufe versetzt werden möchte,
- weil ich dieses Semester positiv abschließen möchte,
- weil es mir Spaß macht,
- weil es mich bereichert,
- weil es jetzt gefordert wird,
- weil es mir später einmal nützlich sein könnte,
- auch wenn ich Es später nicht mehr brauchen sollte, erweitert Es trotzdem meinen Horizont,
- weil Alles, was ich jetzt lernen darf, ein Puzzleteil meiner aussichtsreichen Zukunft sein könnte,
- weil Lernen im Allgemeinen eine faszinierende Sache ist und ich ohnehin nur, für meine persönliche Zukunft relevante Themen, langfristig speichern werde,
- usw.
Es gibt eine Vielzahl weiterer Antwortmöglichkeiten, welche du selber in der Art formulieren könntest, wie sie zu dir passen.
Der Unterschied zu den frühen Jahren in unserer Schulzeit (Volksschule, Grundschule...) und dem späteren Verlauf ist, dass wir lernen müssen uns selbst zu motivieren. In der Grundschule sind wir auf das gute Entertainment beim Vermitteln der Lerninhalte durch Lehrkräfte und Eltern angewiesen.
Bin ich nicht motiviert, weil ich nicht weiß WARUM ich dies oder das lernen soll oder weil ich nicht weiß WIE?
Diese Frage ist primär wichtig und sollte ehrlich beantwortet werden können. Gefangen in einem Kreislauf aus Unlust, Motivationslosigkeit und Orientierungslosigkeit ist es schwierig die Ursache mit den daraus resultierenden Konsequenzen in Verbindung zu bringen. Deshalb ist eine gute Strategie, immer wieder zum "WARUM?" zurückzukehren. Und so kommen wir zu dem "WIE?".
Lernstrategien
Lernen ist ein individueller Prozess, bei dem Informationen gesammelt, gespeichert, behalten und durch einen Erinnerungsvorgang längerfristig im Langzeitgedächtnis abgespeichert werden.
Durch das Abrufen und die praktische Anwendung des Erlernten verändern "wir" unsere kognitiven Fähigkeiten und entwickeln uns in eine bestimmte Richtung weiter. Auf dieser Entwicklungsreise treffen wir immer wieder auf ergänzende oder neue Informationen, wodurch ein Umstrukturierungsvorgang beginnt.
Ein naheliegendes Beispiel ist unser gesammeltes Wissen über den Klimawandel. Ständig kommen neue wissenschaftliche Ergebnisse zu Tage und wir müssen unsere bisherigen Anschauungen überdenken, vergleichen und zu einem aktuelleren Bild umstrukturieren.
Lernstrategien erleichtern die Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung neuer Informationen. Dabei kann zwischen oberflächlichen Wiederholungsstrategien und tiefen Elaborationsstrategien unterschieden werden.
1. Kognitive Lernstrategien
Das sind alle Verhaltensweisen, welche einer logischen Herangehensweise entspringen und direkt beim Lernen zum Vorschein kommen. z.B.:
- Schlüsselwörter, Schlüsselbegriffe markieren oder unterstreichen,
- Skizzen anfertigen,
- Informationsmaterial gründlich betrachten und lesen,
- auswendig lernen und wiederholen.
Sie haben mit der unmittelbaren Informationsaufnahme zu tun bzw. beziehen sich direkt auf Inhalte:
Erarbeiten --> Strukturieren --> Nutzen
In der Funktion lassen sich kognitive Lernstrategien in drei Kategorien einteilen:
Organisationsstrategien: Je umfangreicher und anspruchsvoller Lerninhalte bzw. gesammelte Informationen werden, desto wichtiger wird es, die erlernten Informationen auf das wesentliche zu reduzieren und für das eigene Verständnis neu zu strukturieren. "Lerne so, dass du es Jemanden ohne jeglichem Vorwissen verständlich, einfach und interessant erklären könntest !" Dann hast du schon fast gewonnen! Mindmaps, Lernplakate, Zusammenfassungen, Definitionen oder in einfachen Worten erklärt, nur um einige Beispiele erwähnt zu haben.
Elaborationstrategien: Hier tauchen wir in ein Thema ab, sammeln selbstständig aus verschiedenen Quellen (Lexika, Filme, Online, Expertengespräche usw.) zusätzliche, ergänzende und vertiefende Informationen und verknüpfen diese mit bereits vorhandenen Wissen. Wir treten in einen Dialog mit dem Thema
Wiederholungstrategien: "Repetitio est mater studiorum" (Wiederholung ist die Mutter der Studien) Es stehen verschiedene Lernmethoden zur Verfügung, um sich Informationen langfristig einzuprägen. Um Vokabeln zu lernen , eignen sich besonders Eselsbrücken, Karteikarten, Mnemotechniken, das laute Wiederholen oder Memory.
2. Metakognitive Lernstrategien
Verlassen wir den eigentlichen Lernvorgang und begeben uns in die Vogelperspektive, spricht man von der Metaebene oder Metaposition. Wir kontrollieren den Lernfortschritt und planen selbstständig die nächsten Lernschritte. z.B.:
- Prioritätenliste erstellen und Relevanz abklären,
- Reihenfolge festlegen,
- Lerneinheiten planen,
- Überwachung des Lernerfolges und der Lernschritte,
- Beispielaufgaben durcharbeiten,
- anderen den Lernstoff mit eigenen Worten erklären...
3. Ressourcenbezogene Lernstrategien
Ziel ist es, eine angenehme Lernatmosphäre zu schaffen, um im richtigen Moment, gut vorbereitet und voller Motivation, ans Werk gehen zu können. Dazu sollte man sich selbst folgende Fragen ehrlich beantworten. Selbst wenn wir für unsere Kinder einen Ort gestalten wollen, an dem Lernen auch Spaß machen kann, sollten diese beantwortet werden.
- Wann ist für mich die beste Zeit zu lernen?
- Wie teile ich mir meine Lerneinheiten ein?
- Für wann lege ich meine Pausen fest?
- Wie gestalte und organisiere ich meinen Arbeitsplatz?
- Welche Ablenkungen könnte es geben und wie vermeide ich sie?
- Habe ich die richtigen Informationsquellen zur Verfügung?
- Sind alle notwendigen Hilfsmittel (Papier, Stifte usw.) griffbereit?
- usw.
Für welche Strategie soll ich mich entscheiden?
Es gibt nicht die eine Lernstrategie, die bei Allem und Jedem zur Verwendung kommt. Wie immer gilt auch hier, die richtigen Fragen an sich und den Lernstoff zu richten.
Welche Lernstrategie passt zu meinem Lerntyp?
Es gibt unterschiedliche Lerntypen. Wenn du herausfinden möchtest, zu welchem du gehörst, dann solltest du diesen Beitrag lesen.
Welche Lernstrategie passt zu dem Lernstoff?
Wenn viele unterschiedliche Begriffe, Formeln oder Vokabeln gelernt werden müssen, kommen eher Wiederholungsstrategien zum Einsatz. (hilfreiche Lernmethoden sind z.B.: Karteikarten, Eselsbrücken, Mnemotechniken usw.)
Bei komplexeren Themengebieten wie in den naturwissenschaftlichen Fächern ist es ratsam, den Lernstoff auf das Wesentliche zu reduzieren und hierarchisch zu organisieren (Organisationsstrategie). Auf Mindmaps lassen sich wunderbar umfangreiche Informationen zusammengefasst darstellen. Anhand dieser Mindmaps kannst du anschließend das Thema erörtern und/oder mit deinen eigenen Worten eine schriftliche Zusammenfassung schreiben.
Um den größtmöglichen Lernerfolg zu erzielen, sollten mehrere Lernstrategien ineinanderfließen.
Aller Anfang ist schwer!
Wenn du dich das erste Mal mit dem Thema Lernstrategien auseinandersetzt, einzelne bewusst wahrnimmst, wirst du feststellen, dass du die eine oder andere bereits verwendest. Am Anfang kann es auch ein wenig anstrengend werden, neue Lernstrategien in deinen Lernalltag zu integrieren, weil deine Konzentration geteilt sein wird.
Doch wenn du durchhältst, wird dein Lernen und dein Leben auf ein neues Level gebracht.
"Lernstrategien nutzen zu lernen, ist wie das Erlernen des Fahrradfahrens."
- Lerne die unterschiedlichen Funktionalitäten kennen.
- Verwende sie verschiedenen Beispielen.
- Nimm sie bewusst wahr.
- Experimentiere mit ihnen.
- Benutzen, benutzen, benutzen.
So wie mit dem Fahrradfahren, verhält es sich mit allen Dingen, die wir lernen wollen, müssen bzw. dürfen...
Ich hoffe, dass ich dir ein wenig Klarheit über dieses Thema bringen konnte.
Wenn du Fragen hast, bzw. Hilfe brauchst, kannst du mich gern über das Kontaktformular erreichen oder in speziellen Fällen einen Termin buchen.
Bleib gesund... Dein Attila!